PV – die „eigentlich“ wartungsfreie Technologie

Die Stromerzeugung durch Photovoltaik ist in den letzten Jahren eine beliebte und vernünftige Alter-native zu fossilen Energieträgern geworden. Gerade durch die extremen Preissenkungen insbesonde-re bei Modulen, aber auch in der gesamten Systemtechnik, ist es heute möglich, in Eigenverbrauchs-anlagen einen beträchtlichen Teil des Stromverbrauchs von Haushalten oder von Gewerbebetrieben selbst umweltfreundlich und kostengünstig zu erzeugen. Die Speichertechnologie wird in dieser Rich-tung in den nächsten Jahren noch weitere Möglichkeiten eröffnen.
Der besondere Vorteil einer PV-Anlage besteht vor allem darin, dass es sich in der Regel um weitgehend wartungsfreie Systeme handelt, die meist ohne externe Eingriffe oder notwendige Wartungen über Jahre hinweg problemlos funktionieren. Gerade diese Zuverlässigkeit der Anlagen täuscht aber häufig darüber hinweg, dass schon alleine aufgrund gesetzlicher Vorgaben eine zyklische Überprüfung und Wartung an elektrischen Anlagen grundsätzlich vorgeschrieben sind; und PV-Anlagen gehö-ren zweifelsohne dazu. Bereits aus Haftungsgründen kann deswegen auf keinen Fall darauf verzichtet werden. Außerdem hat jeder Fachbetrieb seinen Kunden gegenüber eine entsprechende Hinweispflicht. Weiterhin wird eine Tatsache viel zu wenig beachtet: Auch wenn die PV-Anlage selbst kom-plett wartungsfrei wäre, gilt das für das darunterliegende Dach noch lange nicht.
Flachdächer sind Wartungsdächer
Insbesondere im Bereich der größeren Bestandsgebäude sind PV-Anlagen oft auf Flachdächern montiert. In der Regel sind die Anlagen nicht speziell am Dach befestigt, sondern nur auf das Dach gestellt und durch eine mehr oder weniger ausreichende Beschwerung fixiert. Die vermeintlich wartungsfreie PV-Technologie darf nun aber in keinem Falle zu dem Trugschluss führen, dass die gesamte aus Bestandsdach und PV-Anlage bestehende Konstruktion in Zukunft keiner Wartung bedarf. Im Gegenteil! Gerade Flachdächer müssen immer in bestimmten Zeitabständen begutachtet und gewartet werden. Und das gilt für alle Bauarten! Alter und Stabilität der Dachhaut müssen überwacht werden, die Re-genwasserabläufe sind auf Durchlässigkeit zu prüfen und bei Bedarf zu reinigen. Schweißnähte am Dach sind zu kontrollieren und gegebenenfalls auszubessern, Zustand und Dichtigkeit von Dach-durchdringungen sind zu untersuchen.
Im Gegensatz z.B. zu Ziegeldächern weisen Foliendächer oft eine sehr begrenzte Haltbarkeit auf und es ist regelmäßig nachzusehen, ob die Dachhaut möglicherweise ausgebessert oder erneuert werden muss. Gerade durch die Montage der PV-Anlage können zusätzliche Risikofaktoren entstehen, die beachtet werden müssen. Selbst bei fachgerechter Berücksichtigung aller Gegebenheiten kann die beste Konstruktion nicht verhindern, dass sich beispielsweise mehr Schmutz am Dach ansammelt oder der Regenabfluss behindert wird.
PV auf Flachdächern – nicht immer fachgerecht ausgelegt und montiert
In der noch jungen Geschichte der PV-Anwendung wurden speziell in den Anfangsjahren Fehler ge-macht. Nicht immer haben sich die Monteure bei der Montage einer PV-Anlage an die Fachregeln der Dachdecker gehalten. Im einfachsten Fall wurde vielleicht „nur“ versäumt, für die Transportgänge auf dem Dach auch entsprechendes Schutzmaterial unterzulegen. Doch alleine dadurch kann im schlimmsten Fall schon eine komplette Dachsanierung notwendig werden.
Noch schwerwiegender kann es sein, wenn beim Beschweren der Anlage die lokal zulässige Drucklast oder die maximal erlaubte Gesamtlast der Dachkonstruktion (zusätzlich zur normgemäßen Schneelast) überschritten wurde. Hier können dann sogar Schäden an der Halle oder gar Personenschäden die Folge sein.
Sehr häufig wurden Montagesysteme angeboten, die im Gegensatz zu anderen sogfältig berechneten und optimierten Systemen damit beworben wurden, dass die Anlage auch ohne jegliche Beschwe-rung problemlos auf dem Dach verbleibt. Viele dieser Anbieter gibt es inzwischen nicht mehr – die Haftung bleibt somit beim Installateur.
Ein ganz wichtigen Punkt ist der Blitzschutz: Nicht jede PV-Anlage muss unbedingt auch einen äußeren Blitzschutz haben, das ist eine Frage, die i. Allg. mit dem Eigentümer oder dessen Versicherung abzuklären ist. Teilweise wurde aber vielleicht nicht berücksichtigt, dass durch die Montage einer PV-Anlage die Funktion des Gebäudeblitzschutzes beeinträchtigt wurde, was sich wiederum als durchaus sehr schwerwiegend erweisen kann.
Refitting und Wartungsverträge: neue Chancen für den Installateur
Infolge des Einbruchs in der Solarbranche kam es auch bei den Installationsfirmen zu einem starken Rückgang. Diese Bereinigung überstanden vor allem die Betriebe, die immer schon versucht haben, ihre Kunden kompetent und zuverlässig zu bedienen. Anbieter, die teilweise minderwertige Technik und unsachgemäße Montage zu Niedrigstpreisen offeriert hatten, existieren oft nicht mehr. Selbst wenn in naher Zukunft nicht so viele Neuanlagen wie in den letzten Jahren gebaut werden, müssen zahlreiche Anlagen gewartet und eventuell repariert, manche vielleicht sogar komplett neu gebaut werden (Refitting). Aus dieser Situation ergeben sich für kompetente Installationsbetriebe natürlich auch neue Optionen:
• Ein interessanter Geschäftszweig für die Zukunft ist die Wartung und Pflege von fehlerhaft aufgebauten Anlagen bis hin zum kompletten Refitting. Im Gegensatz zur harten Wettbewerbssituation beim Anlagenneubau stehen beim Refitting meist Qualität und Vertrauen im Vordergrund. Oftmals kann man hier vernünftig und ohne extremen Preisdruck kalkulieren.

• Wartungsverträge für PV-Anlagen oder für Dächer im Zusammenhang mit einer PV-Anlage sind eine Chance für jeden kompetenten Installateur, denn sie generieren eine planbare Um-satzgröße und eine planbare Grundauslastung für das Montagepersonal.

• Wartungsverträge bieten zudem die Möglichkeit, Anschlussaufträge für Neuanlagen zu kreie-ren. Referenzmarketing wird daher auch in diesem Marktsegment immer wichtiger!

• Wartungsverträge sind außerdem eine gute Option, Anschlussaufträge z.B. für das Repowering alter Wechselrichter-Installationen, für die Anlagenreinigung usw. zu generieren. Auch hier gilt immer mehr: Kompetenz zählt!

• Synergien durch die Kombination von elektrischen Wartungsarbeiten (VDE-Test, Test der Blitzschutzanlage usw.) mit Wartungsarbeiten am Dach ermöglichen eine optimale Preisbil-dung.

• Last but not least: Wer mit dem Kunden Wartungsverträge für selbsterrichtete Anlagen ver-einbart, hat bei möglicherweise in früheren Jahren fehlerhaft durchgeführter Planung und Montage die Chance, rechtzeitig zu reagieren und mit dem Kunden einvernehmliche Lösungen zu finden, falls Reparaturen an der Anlage erforderlich sein sollten.

Alleine aufgrund der raschen technischen Weiterentwicklungen entsteht hier oft ein gewisser Nach-holbedarf, denn bei der Errichtung der ersten Anlagen gab es manche Erkenntnisse noch nicht, die man nach nunmehr 15 Jahren Erfahrungen im Anlagenbau gesammelt hat. So wurden anfangs bei-spielsweise die Anlagen häufig noch mit minderwertigen Kabelqualitäten ausgeführt und die Bauteile des Blitzschutzsystems waren meist nicht auf die Verwendung in PV-Anlagen optimiert. Unter Um-
ständen besteht auch Nachholbedarf hinsichtlich der heute bekannten Materialverträglichkeit zwi-schen den jeweiligen Dachbahnen usw.
Technische Nachrüstungen sind also nicht unbedingt auf Fehler zurückzuführen, sondern sind oft mit neuen technischen Erkenntnissen und Entwicklungen in einer nach wie vor noch jungen Branche durchaus begründbar. Es ist davon auszugehen, dass jeder Anlagenbetreiber dankbar ist für fachliche Hinweise zur Behebung möglicher Mängel oder Defekte bereits in einem frühen Stadium, um so langfristige Schäden zu vermeiden und ein Funktionieren seiner Solarstromanlage über viele Jahre sicher-zustellen.

April 2015 Hans Urban, Schletter GmbH

Willi Harhammer

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