Fürths Bürgerabwasser wärmt Beamte

Fürths Rathaus wird bald “einmalig in Europa mit Dreckwasser beheizt”
Bürgerabwasser wärmt Beamte
Finanzierung großteils durch Konjunkturpaket / CO-Minderung und Kostenersparnis

Das Fürther Rathaus mit dem auffälligen Turm wird künftig mit Abwasser beheizt Foto: Heinz Wraneschitz

“Die Bürger sorgen künftig dafür, dass wir im Rathaus nicht frieren”: Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung erläuterte Anfang August über einem offenen Kanaldeckel, wie der historische Verwaltungssitz “zum ersten europäischen Rathaus mit Wärmegewinnung aus Dreckwasser” wird.

Seit zwei Jahren will die Stadtverwaltung den Kanal unter der Kaiserstraße anzapfen: Dieser transportiert sommers wie winters pro Sekunde etwa 150 Liter durchschnittlich 15 Grad Celsius warmes Abwasser. Mehr als genug, um einen Wärmetauscher ins Sammelrohr zu packen und Energie herauszuziehen: Eine Wärmepumpe hebt die Temperatur auf 50°C an; damit werde der Verwaltungssitz geheizt, erläutert Katrin Egyptiadis-Wendler von der städtischen Gebäudewirtschaft. Nur bei extremer Kälte werde die alte Gasheizung anspringen; “bivalent” nennt das die Ingenieurin. “Gegenüber einer normalen Heizung sparen wir jährlich 130 Tonnen CO und 14 t Feinstaub ein”, hat sie ausgerechnet.

Eine Studie hat bewiesen: die Abwasserheizung ist sinnvoll. Warum so lange gewartet wurde, lab laut OB Jung am bislang fehlenden Geld. Doch durch die Bundesförderung namens “Konjunkturpaket II hat die Stadt 14 Millionen Euro zu verbauen, davon neun Millionen Zuschüsse.” Nun könne auch das “Vorzeigeprojekt” in Angriff genommen werden, von dessen 400.000 Euro Kosten die Kommune nur 12,5% tragen müsse: Der Großteil – 350.000 Euro oder 87,5% – komme vom Bund, freut sich der Stadtchef.

Das Projekt hätte sich im Rahmen der ohnehin notwendigen Heizungsmodernisierung auch ohne Zuschuss selbst getragen, steht in besagter Studie: 150.000 Euro koste die Kanalheizung mehr als eine konventionelle Gasheizung; in sieben Jahren spare die Kloakenwärmepumpe dieses Geld wieder ein. Und außerdem viel fossilen Brennstoff: 65% weniger Primärenergie werde ab Sommer 2010 im Rathaus verheizt, ist der Plan.

Doch der Einspareffekt könnte laut Katrin Egyptiadis-Wendler noch größer werden: “Wir prüfen die Idee einer Gaswärmepumpe”. Die wäre zwar 40.000 Euro teurer als eine elektrisch angetriebene; doch per Gaseinsatz vor Ort würden wesentlich weniger Schadstoffe in die Luft geblasen, als die jetzt nötige Stromproduktion in Kraftwerken verursache, so die Gebäudewirtschaftlerin.

Das ist ganz im Sinne von OB Jung: Der hat im Juli 2009 die Idee einer Solaranlage auf dem Rathausdach erst einmal begraben. Doch das Kanalheizungsprojekt ist “eine gleichwertige Ersatzmaßnahme an Stelle von regenerativem Energieeinsatz”, stellt der Ökoenergiefan heraus.
HEINZ WRANESCHITZ

Willi Harhammer

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