Windenergie: Wertschöpfungskette auf dem Prüfstand

Für die Windenergiewirtschaft wird der Wind rauer. Weniger Fördermittel gepaart mit stärkerer außereuropäischer Konkurrenz verlangen eine Verbesserung der Wertschöpfungskette. Jeder, der mitmacht, erhält Zugriff auf die Ergebnisse. Kommt die Sonne durch, oder verschwindet sie für die Windenergie-Industrie? Für mehr Sonnenschein sind unbedingt Verbesserungen in der Wertschöpfungskette nötig.
Für viele Industrien ändern sich die Rahmenbedingungen – auch für die Windenergiewirtschaft, aus der es lange Zeit fast nur positive Nachrichten gab. Die Fördermittel fließen spärlicher, es gibt Anzeichen für eine Marktsättigung in einigen Zulieferbereichen und die außereuropäische Konkurrenz schließt auf. Außerdem bekommen es die etablierten Betreiber und Komponentenanbieter zunehmend mit großindustriellen Wettbewerbern zu tun, für die es selbstverständlich ist, Produktion, Logistik und Administration kontinuierlich zu verschlanken. Aspekte der Supply Chain wie Transportkosten, Transportzeiten und Transportschadensquoten und ihre Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette – und damit die Effizienz – von Windparkprojekten gewinnen an Bedeutung. Die Unternehmen der Windenergiewirtschaft sind gut beraten, sich jetzt offensiv mit diesen Herausforderungen zu beschäftigen.
Seit die US-Regierung das weltweit größte Investitionsprogramm für erneuerbare Energien beschlossen hat, ist klar, dass sich dadurch auch für die Know-how-starken deutschen Unternehmen große Chancen eröffnen. Da die USA, anders als beispielsweise Deutschland, nicht in erster Linie die Verbraucher, sondern vor allem die Anbieter alternativ erzeugter Energie unterstützen, werden der Bau von Niederlassungen und Fabriken sowie Kapazitätsausweitungen bestehender Einheiten mit Zuschüssen von 30% der Investitionssumme gefördert. Das ist die Stunde der Anlagenhersteller, Betreiber und Dienstleister. Da es keine Unterschiede zwischen einheimischen und ausländischen Unternehmen gibt, bietet sich deutschen Unternehmen ein vielleicht nur wenige Jahre währendes Zeitfenster, um den Schritt in diesen lukrativen Markt zu machen bzw. ihre bereits angelaufenen Aktivitäten auszubauen. Die Zukunft hängt davon ab, ob der Übergang von einer lange anhaltenden, starken Wachstumsphase zu einem Zustand stabilen Wachstums so gelingt, dass die Betriebe auch unter weniger komfortablen Bedingungen wettbewerbstauglich bleiben. Stabile Prozesse in Planung, Produktion und Logistik, die Standardisierung von Produkten und Dienstleistungen sowie der permanente Blick auf die Dynamik der Märkte und die Entwicklung von Maßnahmen zur Kostenreduzierung haben existenzielle Bedeutung gewonnen.
Dass die Branche weiter wachsen wird, steht außer Frage. Auch um die dem Windkraft-Boom zugrunde liegenden Ideen am Leben zu halten, gilt es jetzt dafür zu sorgen, dass die Bedingungen attraktiv bleiben. Die Internationalisierung wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Auch die Konzentration der einzelnen Marktteilnehmer auf ihre Kernkompetenzen – und damit die Einbeziehung externer Experten für alle Bereiche, in denen die eigenen Kompetenzen nicht optimal sind – wird an Bedeutung gewinnen. Die Zeiten, in denen es reichte, einzelne Aspekte der Wertschöpfung im Auge zu behalten sind vorbei. Wer in der Windenergiewirtschaft zu Hause ist, kennt die immensen Gestehungskosten sowohl der Produktion wie auch der Logistik.
Allein der Transport der riesigen Anlagenteile an den Bau- bzw. Aufstellungsort sind enorm – entsprechend groß sind gerade hier die Einsparpotenziale. Aber auch an fast allen anderen Stationen der Logistikkette gibt es große Optimierungschancen. Um kontinuierliche Verbesserungsprozesse als Teil eines zeitgemäßen ‚Lean Managements” entwickeln und realisieren zu können, muss die Wertschöpfungskette systematisch und umfassend untersucht werden. Zu diesem Zweck hat das Beratungsunternehmen Ingenics eine Studie initiiert, die erstmals die gesamte Logistikkette vom Anlagenhersteller bis zur Montage vor Ort analysieren und systematisch die Einsparpotenziale der gesamten Prozesskette ermitteln wird.
Konkretes Ziel der Studie ist es, Logistikkosten zu reduzieren, Kundenzufriedenheit und Qualität zu erhöhen und so insgesamt die Effizienz von Windparkprojekten zu steigern. Um eine möglichst große Datenbasis zu gewinnen und auszuwerten, bittet Ingenics Windparkbetreiber, Anlagenhersteller, Zulieferer, Ingenieurbüros etc. um Mitwirkung. Alle teilnehmenden Unternehmen erhalten fundierte Informationen und Vorschläge für Strategiemaßnahmen zur gezielten Optimierung ihrer Supply Chain. Unternehmen, die sich noch bis Ende Oktober 2009 beteiligen wollen, sind willkommen. Die Ergebnisse der Studie stehen allen Teilnehmern ab Ende Januar 2010 unentgeltlich zur Verfügung. Infos zur Teilnahme gibt es im Internet unter: www.ingenics.de/wind-studie.

Willi Harhammer

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