Bayern ist Solarweltmeister

Mit großem Abstand werden seit drei Jahren in Bayern mehr Photovoltaikanlagen installiert als in jeder anderen Region der Welt. 2006 wurden in Bayern mehr Solarstromanlagen angebracht als in den USA und Japan zusammen.

2005 wurde sogar ein Viertel der weltweiten Solarmodule in Bayern errichtet. In Deutschland wurden 2005 insgesamt 912 Megawatt Solarstromleistung installiert – 50 Prozent mehr als 2004. Die Wachstumszahlen sind enorm. Im Jahr 2002 betrug der Zuwachs in Deutschland etwa 40 Prozent; 2003 etwa 65 Prozent und 2004 ca. 120%. Damit ist die Zukunftsbranche der Erneuerbaren Energien die am schnellsten wachsende deutsche Wirtschaftsbranche überhaupt.
 
An zweiter Stelle hinter Bayern liegt in Deutschland Baden-Württemberg. 2005 betrug der Zuwachs an Photovoltaikleistung im deutschen Südwesten 63 Prozent. Aber Bayern ist unangefochten Solarstrom-Weltmeister.

Pro Kopf umgerechnet bedeutet dies ein 70-Watt-Modul für jeden Bayern und jede Bayerin. Das ist dreimal höher als der Bundesdurchschnitt. Anfang 2007 werden in Deutschland 0,5 Prozent des Stroms über Photovoltaikanlagen gewonnen. Insgesamt sicherlich noch wenig, aber ökonomisch entscheidend ist immer die Dynamik des Marktes und damit auch die Chance für neue Arbeitsplätze. Insgesamt werden im Januar 2007 bereits 11% des deutschen Stroms aus Erneuerbaren Energien gewonnen – am meisten über Wind- und Wasserkraft.
 
Solarstromschlusslichter in Deutschland sind die ostdeutschen Bundesländer Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Sachsen hat einen Mittelplatz wie Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. An dritter Stelle hinter Bayern und Baden-Württemberg liegt Hessen.
Ein gutes Beispiel für das blühende Geschäft mit den Erneuerbaren ist die Familie Gärtner in Buttenwiesen bei Donauwörth.
 
 
Familie Gärtner spielt die Sinfonie der Erneuerbaren
Heinrich Gärtner  studierte Landwirtschaft und seine Frau schrieb ihre Diplomarbeit über Photovoltaik. Da liegt es nahe, dass die Familie den Slogan “Landwirte werden Energiewirte” in die Tat umsetzt. Familie Gärtner produziert Ökostrom für 3.600 Menschen und zusätzlich noch Ökowärme.
 
Schon 2004 bauten die Gärtners auf ihrem “Maierhof” die damals größte Photovoltaik-Anlage der Welt mit Dünnschichtzellen von Mitsubishi – insgesamt 10.050 Module mit je 100 Watt. Innerhalb von sechs Wochen war die fundamentlose Verarbeitung (kein Beton im Acker, also gute Rückbaumöglichkeit!) errichtet. Der Nachteil von Dünnschichtzellen ist ein größerer Flächenverbrauch durch niedrigeren Wirkungsgrad – Dünnschichtzellen sind jedoch preiswerter als herkömmliche kristalline Zellen, das ist ihr Vorteil. Die Erträge auf dem Acker sind etwas höher als auf dem Dach, da eine bessere Kühlung möglich ist.
 
“Ich will zeigen, dass es geht,” sagte Heinrich Gärtner schon vor zwei Jahren als er seine riesige Photovoltaikanlage installiert. 2006 hat er zusätzlich eine Biogasanlage errichtet, die zu den eine Million Kilowattstunden Solarstrom weitere 2,6 Millionen Kilowattstunden Ökostrom pro Jahr produziert. Strom aus Biogas ist schon deshalb eine gute Ergänzung zu Solarstrom, weil Biogas rund um die Uhr, bei Tag und bei Nacht, im Sommer und im Winter, immer gleich viel umweltfreundlichen Strom produziert. Familie Gärtner nutzt die Sinfonie der erneuerbaren Energien.

 
Dabei verbindet Heinrich Gärtner den Um-weltgedanken – Biogaserzeugung ist ein lü-ckenloser Kreislauf von der Natur zurück zur Natur – mit nüchternen betriebswirtschaftli-chen Rechnungen. Die schlechten Lebens-mittelpreise, von denen er als Mais- und Ge-treidehauer abhängig war, zwangen ihn zum Umdenken. Er erkannte die Chance der Krise. Jetzt benutzt er seinen Ackerbo-den nicht zur Herstellung von Lebensmitteln, sondern von Energie. Und er hat damit keine Probleme: “Landwirtschaft bedeutet immer Energieerzeugung, ein Getreidekorn ist gespeicherte Sonnenenergie”, sagt Gärtner. Und weiter: “Wir machen nichts anderes als andere landwirtschaftliche Betriebe, nur ist unser Endprodukt Strom, und der hat einen Absatzmarkt, auf den man sich verlassen kann”. Bauernpräsident Sonnleitner gibt den Energiebauern recht: “Kornkraft statt Kernkraft,” postulierte er soeben auf der “Grünen Woche” in Berlin.
 
16 Cent bekommt der Landwirt pro Kilo-wattstunde, den er in seiner Biogasanlage herstellt. Den Strom, den Gärtner nicht im eigenen Haus ver-braucht, verkauft er an die Lechwerke. Die Biogasanlage ist für die nächsten 20 Jahre konzipiert – ihre Leistung beträgt 330 Kilowattstunden.
 
Nicht umsonst verfügt die Anlage über ein com-putergesteuertes Überwachungssystem und ein Gas-Analysegerät – auch beim Emmissi-onsschutz hat Gärtner nicht gespart: “Die Anlage muss dicht sein, alle Tanks sind geschlos-sen. So verhindere ich Geruchsprobleme.”
 
Gärtner ist fasziniert von dieser neuen Um-welttechnologie, die einen geschlossenen Kreislauf bildet. Den Rohstoff der Gasanlage liefern seine eigenen Felder und die Schweine. Der Mais kommt aus dem eigenen Betrieb und von anderen Landwirten, die Gülle stammt von den hofeigenen Schweinen. Der silierte Mais wird in einen großen Gärbehälter, den Fermenter, der 2000 Kubikmeter fassen kann, gefüllt. Der Brei, dem auch etwas Getreide zu-gemischt wird, wird vergoren, die dabei ent-stehenden Gase werden abgeleitet und einem Blockheizkraftwerk zugeführt, das Strom er-zeugt. Dieses “Biogas” besteht zu 50 Prozent aus Methan, zu 49 Prozent aus Kohlendioxid und zu einem Prozent aus Restgas. Der einzige “Abfall”, der dabei entsteht, ist der Rest des vergorenen Materials, den Gärtner als Natur-dünger auf seinen Feldern ausbringt.  
 
Bayerns Energie aus nachwachsenden Rohstoffen hat vor zwei Jahren auch den mächtigsten Mann des bevölkerungsreichsten Landes der Welt interessiert.
 
Gleich nach seiner Ankunft am Münchner Flughafen fuhr der chinesische Präsident Wen Jiabao zum Hof der Familie Pellmeyer in Eggertshofen bei Freising, um eine moderne Biogasanlage zu besuchen.
 
Auch Chinas Politiker, die riesige wirtschaftliche Zuwächse mit einem immer größeren Energieverbrauch managen müssen, haben die Erneuerbaren Energien entdeckt. Bis 2020 wollen sie 16 Prozent des Energieverbrauchs aus Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Erdwärme gewinnen. Im Jahr 2006 ist auch in China ein Gesetz für Erneuerbare Energien in Kraft getreten – angelehnt an das deutsche Erneuerbare- Energie-Gesetz.

Also künftig auch Biomassenutzung in China. Das Riesenland will von Bayern lernen,
Bayern soll überall werden. Hierzulande gibt es bereits über 25o staatlich geförderte Biomasse-Heizkraftwerke, 300 Klär- und Deponiegasanlagen und 750 landwirtschaftlich genutzte Biogasanlagen. Bayerns Agrarminister Josef Miller sagt: “Wärme und Strom aus Stall, Feld und Wald haben Zukunft.”
 
 
“Geist ist geil” statt “Geiz ist geil”
Der Boom der Erneuerbaren Energien soll auch in den kommenden Jahren anhalten. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat soeben in Davos auf dem Weltwirtschaftsforum angekündigt, das Thema Klimaschutz und Erneuerbare Energien 2007 zum Thema Nummer eins der Weltpolitik zu machen. Die Klimafrage sei “die Überlebensfrage der Menschheit”. Merkel ist 2007 sowohl Ratsvorsitzende der EU wie auch Chefin des G8-Gipfels der Industriestaaten. Vor einigen Wochen sagte mir  die Bundeskanzlerin, sie wolle 2007 eine Initiative zur Gründung einer “Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien” starten. Bei diesem Gespräch übereichte ich ihr mein neues Buch “Zukunft Erde – Wie wollen wir morgen leben und arbeiten?”
 
Wenn wir in Deutschland wieder lernen, dass jede Krise auch eine Chance hat, dann kommen wir aus dem bisherigen Jammertal wieder heraus. Dann ist unser Land nicht mehr “Oberjammergau”, sondern hat wieder Zukunft. Und das Zukunftsmotto heißt dann freilich nicht mehr “Geiz ist geil”, sondern “Geist ist geil”. Viele positive Energie-Beispiele vor allem aus Bayern zeigen: Deutschland ist erneuerbar. Europa ist erneuerbar. Die Welt ist erneuerbar.

Quelle: Franz Alt 2007

Willi Harhammer

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