Der Ball ist rund – das Atom auch?

Fußball und Kernkraft – wie geht das zusammen?
Kampf um die Ballhoheit zwischen DFB und Atomforum
Ein Kampf um die Ballhoheit? DFB wehrt sich juristisch gegen Atomlobby
Das Deutsche Atomforum springt mit einer Werbekampagne rund um “unser Team in Südafrika” auf WM-Zug auf: Der Deutsche Fußballbund DFB versucht einen juristischen Konter. Kurzfristig ohne sichtbaren Erfolg.

“Das Zusammenspiel muss stimmen!” Was wie die taktische Anweisung unseres Bundes-Jogi an seine Fußball-Nationalspieler klingt, ist tatsächlich der Werbespruch einer Kampagne des Deutschen Atomforums (DAF).

Sehr zum Ärger des Deutschen Fußball-Bundes DFB hat sich der Berliner Kernkraft-Lobbyverband an den zwischenzeitlich immer rasanter fahrenden, aber nun von Spanien gestoppten deutschen Weltmeister-Express angehängt. Und zwar mit Kickerweisheiten wie “Der Ball ist rund” oder “Bereit für große Taten.”

Am 26. Juni reichte es dem DFB-Präsidenten Theo Zwanziger im fernen Südafrika: Er ließ seine Juristen eine “Unterlassungsverpflichtungserklärung” ausarbeiten und ans Forum schicken. “Die Nutzung der Kernkraft und gerade auch die Verlängerung der Laufzeiten werden öffentlich kontrovers diskutiert. Wir als Fußballverband können in dieser Diskussion keine Stellung beziehen”, begründete Zwanziger den juristischen Gegenangriff.

Der Ansbacher Bundestagsabgeordnete Josef Göppel (CSU) verurteilt die Atomwerbung als “einen klaren Fall von Abkassieren zu Lasten anderer.” Unterstützung erhält der DFB auch von der bayerisch-fränkischen Sportreporter-Legende Günther Koch. Er ist sicher: “Der Fußball ist stark genug, sich nicht von Lobbyverbänden den Ball abnehmen und deren Spiel aufzwingen zu lassen.”

Doch zunächst blieb der DFB-Konter ohne Wirkung: Laut der Grünen Münchnerin Claudia Roth “hat der Chef des Atomforums Ralf Güldner am letzten Samstag die Aufforderung zur Unterlassung zurückgewiesen. Theo Zwanziger hat daraufhin angekündigt, juristische Schritte einzuleiten und eine Vertragsstrafe angedroht”, gibt sich die Stellvertretende Sportausschussfrau auf dem Laufenden.

Die Kontrahenten DAF und DFB ziehen sich dagegen in ihre Strafräume zurück: “Wir sind in Gesprächen auf Anwaltsebene” heißt es übereinstimmend von beiden Seiten; von Fußballspiel ist zurzeit nicht mehr die Rede.

Doch egal, wie lang die Pause dauert: die DAF-Kicker werden an ihrem Werbeangriff wenig Freude haben, glaubt Günther Koch: “Auch Fußballer und Fußballanhänger sind durchaus kluge Leute mit gesundem Menschenverstand. Sie haben ein gutes Gespür dafür, wenn Anzeigen-Kampagnen  eindeutig gegen ein angepriesenes Produkt sprechen.”

Oder wie es Grünen-Chefin Roth ausdrückt: “Weil die Atomkraft eine Technologie von vorgestern ist. Ganz im Gegenteil zur Spielweise des deutschen Teams: Neue Optionen und Taktiken haben sich klar durchgesetzt: Die durchsetzungsfähige Strategie für die Zukunft. Ein Vergleich mit den Erneuerbaren Energien liegt hierbei wahrlich näher.”

“Die DAF-Kampagne wurde weder mit uns abgesprochen noch durch uns in irgendeiner Form autorisiert”, schimpfte der DFB: Wohl deshalb hat das DAF die vier vom Fußballbund kritisierten Werbesprüche Anfang dieser Woche von seiner Internetseite gelöscht.

Doch dafür stehen nun zwei neue Anzeigen im Web: “Wir wollen Verlängerung!” und “Die Mischung machts! Technik, Flexibilität und Ausdauer. Wie im Fußball kommt es auch bei der Energieversorgung auf die richtige Mischung an. Unverzichtbarer Bestandteil im Energiemix: Die Kernenergie”, ist da zu lesen.

Für Josef Göppel eine Verdrehung der Tatsachen: “Deutschland kann auf acht alte und damit besonders störungsanfällige Atomkraftwerke verzichten – und hätte selbst dann noch eine ausgeglichene Bilanz”, hat der CSU-MdB ausgerechnet. Denn die vielzitierte “Stromlücke” sei eine Schimäre: “Deutschland hat im ersten Quartal 2010 6,7 Prozent mehr Strom erzeugt als verbraucht. Der Exportüberschuss von neun Milliarden Kilowattstunden entsprach ziemlich exakt jener Menge, die in der gleichen Zeit in den alten Reaktoren Biblis A und B, Neckarwestheim I, Isar 1, Philippsburg 1 und Grafenrheinfeld erzeugt wurde.”
HEINZ WRANESCHITZ

Willi Harhammer

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