Eine Energiekonzept-Studie macht den Wahlkampf nochmal interessant

Eine Studie macht den Wahlkampf nochmal interessant
“Konzept für ein integriertes Energieforschungsprogramm für Deutschland”

Das “Konzept für ein integriertes Forschungsprogramm für Deutschland” sollte “erst nach der Bundestagswahl präsentiert werden. Darauf hatten sich die Präsidenten der drei Wissenschaftsakademien Leopoldina, acatech und BBAW verständigt. Grund dafür war die “Befürchtung, dass das Konzept im Wahlkampf parteipolitischen Interessen dienen könnte.”

Doch genau das holten die von Bundesbildungs- und Forschungsministerin Annette Schavan beauftragten Forscher nun schleunigst nach: “Wir stellen die Fassung der Studie vom Juni der Öffentlichkeit bereits jetzt zur Verfügung, da in den Medien bereits Teile der vorläufigen Fassung zitiert werden.” Die Hallesche Leopoldina schreibt in einer Presseinfo zwar: “Der Tenor, es handele sich beim Konzept um eine >Atomstudie<, ist falsch. Richtig ist, dass im Konzept auch die Kernkraft vorkommt. Eine Empfehlung zum Bau neuer Kernkraftwerke ist in der Studie nicht enthalten."

Aber doch immerhin etwas Ähnliches wie eine Empfehlung findet sich sehr wohl im Konzept! Vor allem auf Seite 45 steht Brisantes :

“Schnelle Reaktoren mit geschlossenem Brennstoffkreislauf ermöglichen
a) eine viel bessere Ausnutzung der natürlichen Ressourcen, was die Kernenergie auf mehrere Jahrtausende zu einer nachhaltigen Energiequelle macht, und
b) eine Minimierung von Volumen und Wärmebelastung hoch radioaktiver Abfälle”, lautet der eine nachdenklich machende Absatz. Der andere: “Reaktoren der 3. Generation, wie der EPR (Europäischer Druckwasserreaktor) sind auf eine Betriebsdauer von mindestens 60 Jahren ausgelegt.”

Denn damit gülte die bisherige CDU-/CSU-Aussage nicht mehr, Kernkraft sei nur “Überbrückungstechnologie bis zur Solarwirtschaft.” Leser könnten auch vermuten, die Studienmacher wünschen sich, dass ein neuer “Schnelle Brüter” kommen möge.

Doch auch weitere Aussagen der Studie reizen zum Kontra-Geben: Auf den Seiten 11 und 26 findet sich ein Plädoyer für “Die Fusionsforschung: Sie verspricht eine günstige Alternative in der Zukunft, die Einlösung dieses Versprechens ist jedoch noch nicht gesichert.” Und weiter: “Die Kernfusion ist aufgrund der faktisch unbegrenzten Verfügbarkeit ihres Brennstoffs – der Wasserstoffisotope Deuterium und Tritium – den erneuerbaren Energien gleichzustellen.” Dabei sind Regenerative nun bekanntlich völlig frei von Risiken für die Zukunft der Erde. Nun soll also noch mehr Geld fließen in die Fusionsforschung, wenn’s nach den Autoren geht. Dabei ist zu befürchten, dass ein radioaktives Endprodukt fusioniert wird – und damit ähnliche Endlager-Probleme wie bei Kernspaltung zu erwarten sind.

Auf Seite 22 steht beispielsweise: “Es sollten normative Grundlagen und Regeln zur Gewährleistung von Innovationsverantwortung – insbesondere bei Einführung neuer Technologien, wie der ccs-Technologie (Kohlendioxidspeicherung unter der Erde; d.Red.) entwickelt werden.” Dabei wurde selbst von einem verantwortlichen Siemens-Forscher aus Erlangen bei einem öffentlichen VDI-Vortrag vor ein paar Jahren ausdrücklich erklärt: Es reiche, “wenn das Zeugs 50 Jahre unter der Erde ist.” Das soll nachhaltige Innovationsverantwortung sein? Außerdem ergibt bekanntlich CO plus Wasser Kohlensäure; wie die sich auf die umgebenden (Salz)Speicher auswirkt, ist noch nicht wirklich klar: Darauf weisen zum Beispiel Forscher der TU Aachen immer wieder ungehört hin.

Auf Seite 43/44 (zugegeben; man könnte sagen “herausgerissen aus dem Zusammenhang”) steht: “Abhängig von politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen könnte sich Deutschland aber in der Zukunft wieder an der Entwicklung und dem Bau von neuen Kernkraftwerken beteiligen, um einen erheblichen Teil des Energiebedarfs mit Kernenergie zu decken.” Dabei wird zurzeit nur 23% des deutschen Stroms aus Kernenergie gewonnen, und lediglich 11% der Gesamtenergiebedarfs: Ist das ein erheblicher Teil? Nicht zu vergessen: “Kernforschung/Entwicklung” wird in Deutschland – u.a. bei Siemens und Areva Erlangen – sehr wohl weiter betrieben.

Auf Seite 44 meinen die Studienmacher, neuere Bauarten von AKW würden weniger radioaktiver Abfall produzieren, und: “Damit könnte die Abklingzeit der Reststrahlung um etwa zwei Größenordnungen reduziert werden.”. Doch egal ob 50.000 oder 500 Jahre: Keine Gesellschaft wird Jahrhunderte auf Atommüll aufpassen! Oder sind nicht immer noch Schlösser aus dem Mittelalter verschollen?

Ebenfalls auf Seite 44 wünschen sich die drei Wissenschaftsakademien, die Billig-Gesellschaft möge auch in der Stromerzeugung Einzug halten: “Ein Wiedereinstieg Deutschlands in die Entwicklung von Kernkraftwerken wäre dann denkbar, … wenn sich in Deutschland im Verlauf der Zeit die Einsicht durchsetzen sollte, dass die Kernkraft trotz der unbestreitbaren Risiken eine KOSTENGÜNSTIGE und konsensfähige Grundlaststromversorgung ohne CO-Ausstoß  bietet.”

Na denn Prost – und Gutnacht, Erde!
HEINZ WRANESCHITZ

Willi Harhammer

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