Energie-Contracting mit Sonnenwärme für Industrie und Privathaushalte

VERSORGUNG Deutliche Kostensenkung – dank Contracting auch ohne Eigenkapital.
Wenn Unternehmen kriseln, dann ist die Kostensenkung in vielen Fällen die wichtigste Aufgabe. Der klassische Reflex zielt dann häufig darauf ab, vor allem Personal einzusparen. Ein anderer Kostenfaktor hingegen wird meistens stark vernachlässigt: die Energie. Denn vielmals werden die Energiekosten noch als unabänderliche Ausgaben angesehen. Aber das stimmt natürlich nicht; bei den heutigen – und noch viel mehr bei den künftig weiter steigenden – Energiepreisen sind viele Investitionen in Energieeffizienz in hohem Maße wirtschaftlich. Kosten sparen lassen sich einerseits bei der Beschaffung – und das gilt auch für die Energie. Längst gibt es Unternehmen, die in den liberalisierten Energiemärkten dabei behilflich sind, die günstigsten Anbieter zu finden. Ein Beispiel für einen solchen Dienstleister ist die Firma Enoplan in Bruchsal, die darauf spezialisiert ist, die Anlagen ihrer Kunden nicht nur technisch zu optimieren, sondern auch durch geschickt ausgehandelte Bezugsverträge die Energiekosten zu drücken. Dabei kann es um alle leitungsgebundenen Energien, aber auch um die Medienversorgung gehen: Strom und Erdgas, Wasser und Abwasser, Druckluft und Fernwärme. Auch die Firma ECG in Kehl bietet Energie-Checks an und beschafft im Auftrag der Kunden Strom und Erdgas ebenso wie technische Gase und Wärme. Und die Eutelis Energy in Ratingen ist vor allem auf den Strom- und Gaseinkauf spezialisiert. Bei den befragten Personen handelte es sich um Vertreter der Geschäftsleitung und der ersten Führungsebene, doch nur 47 Prozent der Befragten kannten überhaupt den Stromverbrauch ihres Unternehmens. Hat sich ein Unternehmen schließlich entschieden, in Energieeffizienz zu investieren, dürfte Kapitalmangel kein Hindernis sein – vorausgesetzt freilich, die Projekte an sich sind rentabel zu kalkulieren. Denn dann lassen sich in der Regel Contractoren finden, die auf eigene Rechnung investieren und die Versorgung mit den gewünschten Medien, wie Gas, Wasser oder Dampf, übernehmen. Die Anbieter installieren – für den Auftraggeber bilanzneutral – die Anlagen und die nötige Infrastruktur auf dem Gelände des jeweiligen Unternehmens und rechnen dann nur die gelieferten Leistungen ab. Kennzeichen dieser Dienstleistung ist zumeist ein Komplettpaket: Planung, Errichtung, Finanzierung, Betriebsführung, Wartung und Instandhaltung werden aus einer Hand angeboten. Dieses bietet etwa die Firma Evonik an. Ein Beispiel: In einem Chemiewerk in Castrop-Rauxel hat das Unternehmen die Versorgung mit Dampf, Strom und Speisewasser übernommen. Der Contractor stellt dann dem Auftraggeber die gelieferte Energie in Rechnung. Das produzierende Unternehmen profitiert, weil es keine allzu weitgehenden Kenntnisse in der Energieversorgung aufbauen muss, sondern sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren kann. Gleichzeitig werden durch das Contractinggeschäft, das in vielen Punkten dem Leasing ähnlich ist, die Eigenkapitalbasis und Kreditlinien des Betriebes nicht belastet. Contracting kann man daher auch als eine Art Outsourcing betrachten.
Solches Anlagencontracting kann auch auf Heizungen in Wohnhäusern he-runterskaliert werden, ein Geschäft, das zum Beispiel die Berliner Gasag WärmeService GmbH (GWS) betreibt. Das Unternehmen übernimmt Planung, Bau, Finanzierung und Betrieb von Heizungen in Mehrfamilienhäusern und verkauft dann schlicht die Wärme an die Hausbewohner. Die Mindestgröße der Objekte liegt hier bei nur sechs Wohneinheiten. GWS-Geschäftsführer Rüdiger Peter Quint verweist darauf, dass Heizungen, die in der Verantwortung von Contractoren betrieben werden, im Schnitt einen Jahresnutzungsgrad von 90 bis 95 Prozent erreichten, während selbst betriebene Anlagen oft nur auf 75 Prozent kämen.
Oft lässt sich der Verbrauch konventioneller Energie auch durch erneuerbare Energien reduzieren. Die Regenerativen wurden nicht nur durch die Preissteigerung beim Öl und durch die Fortschritte in der Anlagentechnik immer attraktiver, sie werden inzwischen auch auf vielfältige Weise gefördert. Das erfolgreichste Fördergesetz in Deutschland ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das seit dem Jahr 2000 unbürokratisch und langfristig planbar die Stromerzeugung aus Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Geothermie durch garantierte Einspeisevergütungen fördert. Dem EEG hat Deutschland seine Technologieführerschaft beim Ökostrom wesentlich zu verdanken; viele anders geartete Förderprogramme in anderen Ländern erwiesen sich als deutlich weniger effizient. Deutschland hat dank EEG den Anteil des Ökostroms im vergangenen Jahr auf 15,3 Prozent ausgebaut. Den größten Anteil unter den Erneuerbaren bringt heute der Wind, seit er im Herbst 2003 die Wasserkraft überholte. Im Jahr 2008 trug der Wind 40,4 Milliarden Kilowattstunden zum Strommix bei und deckte damit 6,6 Prozent des gesamten Stromverbrauchs. Rund 23.900 Megawatt Windkraft waren Ende 2008 in der Bundesrepublik am Netz. Im Wettbewerb der deutschen Bundesländer steht aktuell Niedersachsen mit gut 6.000 Megawatt vorne, gefolgt von Brandenburg mit knapp 3800 Megawatt. Den höchsten Anteil seines Strombedarfs deckt unterdessen Sachsen-Anhalt mit Windkraft: beachtliche 42 Prozent.
Unterdessen boomt in Deutschland auch die Solarenergie. Rund 5.300 Megawatt Photovoltaik waren in Deutschland Ende 2008 installiert, alleine 1.500 Megawatt kamen im vergangendem Jahr hinzu. Zwar deckte der Sonnenstrom im Jahr 2008 mit 4,3 Milliarden Kilowattstunden erst 0,8 Prozent des nationalen Verbrauchs, doch das Wachstum ist enorm: Seit 1990 ist die Menge des Solarstroms im deutschen Netz um das 4000-fache gestiegen. Stärker verbreitet als die Solarstromerzeugung ist gleichwohl die Nutzung von Solarwärme – den rund 500.000 Photovoltaikanlagen auf deutschen Dächern standen Ende 2008 rund 1,2 Million Solarkollektoranlagen gegenüber.
Auch im Wärmesektor gibt es übrigens staatliche Förderung. Hier greift in Deutschland vor allem das Marktanreizprogramm, das zum Beispiel Zuschüsse für Solarkollektoren und Holzpelletheizungen gibt. Und so gibt es Unternehmen, die durch den Einsatz erneuerbarer Energien ihre Energiekosten senken, längst in großer Anzahl.
Die Brauerei Felsenbräu im mittelfränkischen Thalmannsfeld ist ein Musterbeispiel, sie braut das erste “Solarbier” in Deutschland. Das Unternehmen kühlt nicht nur mit Natureis, das im Winter energiesparend generiert wird, es ersetzte seine Ölheizung auch durch eine Hackschnitzelfeuerung und spart seither 160.000 Liter Heizöl pro Jahr. Zudem betreibt das Unternehmen eine eigene Biogasanlage, in der die organischen Reststoffe zu Methan vergärt werden. Außerdem betreibt die Brauerei zwei Solarstromanlagen. Je teurer die

Energie für andere Brauereien wird, umso mehr kann das Unternehmen in Thalmannsfeld den Wettbewerbsvorteil durch Sonnenkraft nutzen.

 
Die Kraft der Sonne kennen natürlich auch die Winzer. In Hallau im schweizerischen Kanton Schaffhausen zum Beispiel nutzt die Rimuss-Kellerei bereits seit 25 Jahren die Solarwärme vom Dach zum Pasteurisieren und Reinigen von Flaschen und Gerätschaften. Auf einer Fläche von 400 Quadratmetern wurde das Dach der Kellerei mit hocheffizienten Röhrenkollektoren belegt. Doch nicht nur die Solarwärme ist für viele Unternehmen eine attraktive Option, um die Abhängigkeit von fossilen Energien zu reduzieren. Ein großes Potenzial liegt in diesem Betrieb auch in der Nutzung von Abwärme. Im vergangenen Sommer hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel knapp 550.000 Euro aus dem Umweltinnovationsprogramm für ein Pilotprojekt der mittelständischen Papierfabrik Albert Köhler im baden-württembergischen Gengenbach zur Verfügung gestellt.
Das Unternehmen reinigt in der neuen Anlage nicht nur sein Abwasser und senkte damit den Bedarf an Frischwasser deutlich, es nutzt auch die Wärme des Abwassers zur Deckung des Energiebedarfs im Unternehmen. Insgesamt würden damit jährlich rund 2.000 Tonnen CO eingespart, rechnet das Umweltministerium vor. “Das Vorhaben zeigt: Ressourceneffizienz und Klimaschutz rechnen sich”, sagt Umweltminister Gabriel.
 
Zwar hat das produzierende Gewerbe häufig die größten Energiekosten zu tragen, doch auch für Dienstleister ist die Energieeffizienz inzwischen ein wichtiges Thema geworden. Im Lebensmittelhandel zum Beispiel ist vor allem die Kühlung ein großer Kostenfaktor. Das Unternehmen Feneberg Lebensmittel in Kempten im Allgäu, das rund 80 Filialen unterhält, hat sich in diesem Sektor einiges einfallen lassen. Der Hauptverband des Einzelhandels (HDE) lobt den Mittelständler Feneberg in seiner Broschüre “Klimaschutz leben – Handel und Energieeffizienz” als Vorreiter auf diesem Gebiet. Die Kühlwandregale sind zum Beispiel mit motorbetriebenen Rollos versehen, die nach Geschäftsschluss automatisch heruntergefahren werden. Und die Abwärme der Kälteanlage wird für die Warmwasserbereitung und Lufterwärmung im Laden verwendet. Das bringt eine Energieersparnis von 40 Kilowattstunden pro Tag bei 800 Quadratmetern Verkaufsfläche.
 
PRODUKTION
Seit 1990 ist die Menge des Solarstroms im bundesdeutschen Netz um das 4.000-fache gestiegen. Zum Ende des letzten Jahres gab es rund 1,2 Millionen Solarkollektoranlagen wie sie hier hergestellt werden.Beim Thema Verkehr verweist der HDE unterdessen auf die Firma Tchibo, die Ende 2006 zusammen mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg das Klimaschutzprojekt LOTOS (“Logistics towards Sustainability”) startete. Ziel des Projektes ist es, die transportbedingten CO-Emissionen um sieben Prozent zu senken. Gelingen soll dies durch Verkehrsvermeidung, Verlagerung auf die Bahn und durch Verbrauchsoptimierung der Fahrzeuge. Investitionen zur Verbesserung der Energieeffizienz im Gebäudesektor werden vor allem durch die Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gefördert, zum Beispiel im Rahmen des CO-Gebäudesanierungsprogramms. Und für Betriebe gibt es ferner das Umweltinnovationsprogramm (UIP) des Bundesumweltministeriums, das neue umweltfreundliche Produktionsverfahren im Rahmen einer individuellen Förderung unterstützt. Im Hinblick auf die Energieeffizienz wird sich in den nächsten Jahren einiges tun. Es sind nämlich derzeit gleich mehrere Gesetzesvorhaben zu diesem Thema in Arbeit: Das Energieeffizienzgesetz, das Energieeinspargesetz und die Energieeinsparverordnung. Denn die Bundesregierung hat bereits in ihrem Koalitionsvertrag von 2005 festgelegt, dass sie bis 2020 die Energieproduktivität im Land – gemessen am Basisjahr 1990 – verdoppeln will.
 
Beim Energieeffizienzgesetz wird zum Beispiel diskutiert, dass Stromversorger ihren Stromabsatz künftig um ein Prozent jährlich senken müssen. Schaffen sie das nicht, müssen sie eine Effizienzabgabe bezahlen. Die ökologische Energiewende würde einen massiven Schub bekommen, käme ein solches Gesetz durch. Denn die Versorgungsunternehmen dürften plötzlich viel Kreativität entwickeln, um ihren Kunden das Energiesparen schmackhaft zu machen. Vielleicht bezahlen sie dann Prämien für den Rauswurf einer Elektroheizung und eines Durchlauferhitzers. Vielleicht wird es für Haushalte und Unternehmen neue Tarifstrukturen geben, die das Energiesparen fördern. Jeder Strom- und Gasversorger könnte sich dann selbst überlegen, wie er seine Kunden zum sparsamen Umgang mit Energie motiviert – ob durch fachliche Beratung, durch tarifliche Anreize oder auch durch eigene Förderprogramme.
Der Gesetzentwurf liegt derzeit bei den Ländern und den Verbänden zur Stellungnahme. Ob das Effizienzgesetz am Ende wirklich ein effizientes Gesetz wird, dem es gelingt den Energieverbrauch in Deutschland zu senken, oder ob es wirkungslos bleibt, wird sich somit erst noch zeigen.

Willi Harhammer

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