Erstes Holzpellet-Vergaser-Blockheizkraftwerk in Baden-Württemberg am Netz

Strom und Wärme aus Holzpellets im Bioenergiedorf St. Peter. Holzenergie spielt in Baden-Württemberg seit jeher eine wichtige Rolle. Kein Wunder, wenn fast 40 Prozent der Landschaft bewaldet ist. Dass man aus dem modernsten Holzbrennstoff Pellets kombiniert Wärme und Strom erzeugt, war im Südwesten Deutschland bislang allerdings neu. Nun war es so weit: Die “Genossenschaft Bürger Energie” des Bioenergiedorfes St. Peter (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) weihte am 8. März 2013 feierlich das erste mit Holzpellets betriebene Blockheizkraftwerks (BHKW) ein. Nachdem ein Hackschnitzelkessel seit November 2010 schon für erneuerbare Wärme sorgte, werden die 2.550 Einwohner des Schwarzwaldortes nun auch mit Strom aus dem heimischen Energieträger versorgt. Markus Bohnert, Genossenschaftsvorstand, freute sich bei der Einweihung über die Komplettierung der Heizzentrale mit Inbetriebnahme des Pellet-BHKW: “Wir gehen in St. Peter die Energiewende von der Basis her an. Die jetzt in Betrieb genommene Anlage ist die Krönung unseres Projektes!” Seit drei Jahren unterhält das Bioenergiedorf St. Peter ein mittlerweile 9,2 km langes Fernwärmenetzes, das ca. 170 Abnehmer mit umweltfreundlicher Wärme versorgt. Die Versorgung – auch von Objekten wie der bekannten Klosteranlage, dem Hallenbad, Schule und Kindergarten -erfolgt durch einen Hackschnitzelkessel (Leistung 1,7 MW). Die Einsparungen rechnen sich für den Geldbeutel von St. Peter genauso wie fürs Klima: jährlich werden 850 000 Liter Heizöl eingespart und der Ausstoß von CO um 3.500 Tonnen verringert. Von Anfang an war geplant, in der Heizzentrale auch Strom zu erzeugen. Nach sorgfältiger Evaluation, die sogar Reisen nach Südtirol zur Begutachtung vergleichbarer Objekte umfasste, entschied sich die Genossenschaft für einen Holzpellet-Vergaser. Planer Arnold Berghoff sieht in der Grundlastfähigkeit der Stromerzeugung aus Holz einen großen Vorteil. Anders als Photovoltaik- und Windkraftanlagen erzeugten Pellets auch Strom, wenn die Sonne nicht scheine und der Wind nicht wehe. Auch die Politik lobte das Engagement der Energiegenossenschaft. St. Peters Bürgermeister Rudolf Schuler würdigte Mut und Hartnäckigkeit sowie unzählige Arbeitsstunden, die es ermöglichten, nach nur fünf Jahren zum Ziel zu gelangen. Die Qualität von Planung und Umsetzung erkenne man auch daran, dass das Projekt im Kostenrahmen geblieben sei. Bundestagsabgeordneter Thomas Dörflinger (CDU) betonte den wirtschaftlichen Wert für den ländlichen Raum mit Arbeitsplätzen und Wertschöpfung für die Region. Reinhold Pix, Landtagsabgeordneter (Grüne), erkennt die Initiative als Vorreiter und Vorbild. Ministerialdirektor Helmfried Meinel (Umweltministerium) lobte die vorbildliche Konzeption der Anlage. Nach Information des Deutschen Energieholz -und Pellet-Verbandes e.V. (DEPV) steigt die Nachfrage nach Holzpelletvergasern seit einigen Jahren kontinuierlich an. Die Technologie erlaubt höhere Jahresbetriebsstunden und erzielt bessere elektrische Wirkungsgrade als bislang am Markt erhältliche Systeme. Marktführer bei dieser Technik in Deutschland ist die Fa. Burkhardt aus Mühlhausen (Lkr. Neumarkt, Oberpfalz). Rd. 60 solcher Anlagen sind bundesweit bereits installiert und versorgen unterschiedliche Gebäude – von Wohngebieten bis zum Flughafen. Information: Im Februar 2013 wurde das “Kraftwerk” (Leistung elektr. 180 kW Strom) in Betrieb genommen und am 08. März jetzt offiziell eingeweiht. Mit dem Pellet-BHKW können in St. Peter neben der Bereitstellung von rd. 2 Mio. kWh Wärme/Jahr zusätzlich noch rd. 400 Haushalte (ca. 1,4 Mio. kWh/Jahr) mit Strom versorgt werden. Aus Holzpellets wird durch Vergasung Schwachgas erzeugt, das in einem Verbrennungsmotor zu Strom und Wärme umgewandelt wird. Der Strom wird ins Netz eingespeist, während die Wärme vollständig in das dorfeigene Fernwärmenetz geleitet wird. Der bei der Verbrennung der Pellets entstehende Staub wird durch einen Elektrofilter aufgefangen. Da er Schwermetalle enthält, müssen rd. sieben Tonnen Filterstaub im Jahr als Sondermüll entsorgt werden. Die 30 Tonnen Asche aus der Verbrennung werden kostenlos an ein Kalkschotterwerk in Pforzheim abgegeben, das sie zu Walddünger verarbeitet. Das Land Baden-Württemberg förderte die Errichtung der Anlage mit insgesamt 200.000 EUR. Die Bürgergenossenschaft investierte insgesamt rund 5,6 Mio. EUR in das Fernwärmenetz und beauftragte im Sinne der nachhaltigen Wertschöpfung Firmen aus der Region. Eine Ölheizung im Keller des Geistlichen Zentrums in St. Peter steht für Spitzenlast und Notfälle bereit; die Tanks fassen 100.000 Liter Heizöl. 2012 wurden so aber nur 4 Prozent der Wärme für das Netz erzeugt. Mit dem neuen Pellet-BHKW wird der Anteil fossiler Wärme des Bioenergiedorfs noch weiter sinken.

Willi Harhammer

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