Fahrradfahren mit Super Spass-die Pedelecs erobern den Markt

Es fühlt sich gespenstisch an, dieses Rad. Mit kaum hörbarem Surren unterstützt es jeden Pedaltritt. Der Eindruck entsteht, man fahre dauernd bergab – sogar, wenn es in Wirklichkeit aufwärts geht. Umweltfreundlich, klimaneutral, Spassfaktor das sind zusätzliche Faktoren des superbequemen Fahrrades.
Gut 20 Hersteller bieten in Deutschland inzwischen Fahrräder mit zusätzlichem Stromantrieb an – und sehen sich am Beginn einer Marktexplosion, wie sie die Fahrradzunft seit dem Boom der Mountainbikes in den frühen Neunzigern nicht mehr erlebt hat. Der Absatz, von Pedlecs werde sich in drei bis vier Jahren verfünffachen und damit “holländische Verhältnisse” erreichen. In den Niederlanden wird inzwischen jedes zehnte neue Fahrrad mit eingebauter Stromverstärkung verkauft. Die Trethilfe erweist sich dort als Wunderwaffe gegen den Wind, der in Holland rätselhafterweise nie in Fahrtrichtung weht. Die elektrische Antriebsquelle, im Automobilbau noch ein Exot, findet ihren Weg in die Großserie nun über den Fahrradmarkt. Anders als beim Auto, wo zu extremen Kosten bislang nur kompromissbehaftete Produkte herauskommen, verhält es sich beim Fahrrad genau andersherum: Der Aufwand ist vergleichsweise gering, der spürbare Effekt enorm. Um ein herkömmliches Fahrrad auf gemütliches Tourentempo von knapp 20 Kilometern pro Stunde zu bringen, bedarf es einer Tretleistung von etwa 100 Watt. Der Pedelec-Antrieb legt bis zu 250 Watt drauf. Mit solchem E-Doping wird jedermann zum Supermann. Und der Stromdurst des elektrischen Wadenschoners lässt sich mit relativ kleinen Batterien stillen. Derby Cycle setzt ein gut sechs Kilogramm schweres Antriebsmodul des japanischen Systemlieferanten Panasonic ein, dessen Lithium-Ionen-Akku hinter dem zentralen Rahmenrohr untergebracht wird, 2,3 Kilogramm wiegt und etwa den Raum einer Ein-Liter-Milchtüte einnimmt. 260 Wattstunden sind in dem Lithium-Päckchen gespeichert, laut Hersteller genug für einen pedalelektrischen Ausflug von etwa 80 Kilometern. Bei diesem muss allerdings sehr moderat gefahren werden. “Die Reichweiten schwanken je nach Fahrprofil enorm”, sagt Heinz Wening von EEbike im fränkischen Forchheim, der klimafreundliche Umrüstungen für für Fahrräder betreibt.
1992 gab es damals weltweit exakt drei Modelle. Als Schrott ab Werk entpuppen sich meist Billigimporte aus China, wo nach Schätzungen inzwischen etwa 2000 Hersteller jährlich 20 Millionen Elektroräder produzieren, meist jedoch von schauerlicher Qualität. Die Testsiegel “Sehr gut” und “Gut” gingen überwiegend an europäische Markenräder in der Preisregion zwischen 1300 und 3500 Euro.
Solche Produkte sprechen bisher vor allem ein Publikum fortgeschrittenen Alters an. Der durchschnittliche Pedelec-Käufer, so Bernhard Friedl aus der Metropolregion Nürnberg, sei Mitte fünfzig, mithin in einer Lebensphase, in der die Tretkraft ab- und die Kaufkraft zunimmt.
Das Design der E-Räder, gesteht Friedel, sei “noch verbesserungsfähig”. Das mit klobigem Kunststoff verkleidete Antriebsmodul könnte von einem Hometrainer stammen. Es sieht eher nach Reha-Klinik aus als nach Zukunftstechnik. Und schneller müsste sie noch sein, die ganze Elektrochose.
Die europäische Gesetzgebung erlaubt eine unterstützende Motorleistung von maximal 250 Watt bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde. Oberhalb davon wird das E-Velo zum Kraftfahrzeug und führerscheinpflichtig.nEinige Hersteller scherten sich bisher wenig um solche Vorschriften. Die Geschwindigkeitsbegrenzung wird meist der guten Ordnung halber im Steuergerät einprogrammiert. Sie abzuschalten ist aber ungefähr so leicht wie die Installation eines neuen Klingeltons im Mobiltelefon. Als Kraftfahrzeug muss das schnelle E-Rad auf die Straße, wo ein neues Problem entsteht: Dort ist es nämlich zu langsam. Der Luftwiderstand steigt im Quadrat zur Geschwindigkeit. Bei 250 Watt Zusatzleistung ist deshalb mehr als Tempo 40 nicht zu halten. Der E-Radler wird angehupt, riskant überholt und hat schnell die Nase voll von seinem Kraftfahrerstatus.
Doch bald schon wird es stärkere Modelle geben. Ein 500-Watt-Rad des Darmstädter Fahrradproduzenten Riese und Müller durchläuft gerade die TÜV-Abnahme und soll im Sommer für knapp 4000 Euro in den Handel kommen. Mehr zum Thema und Umbauten bei EEBIKE in der Metropolregion Nürnberg: unter http://www.nefkom.net/eebike

Willi Harhammer

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