Schwabacher Stadtwerken bricht geplante Stromversorgung weg: Kein Strom vom Bodden

Schwabach / Lubmin, 15.12.2009

Investor Dong will nicht mehr: Aus geplanter Vier-Megawatt-Beteiligung an Kohlekraftwerk Greifswald-Lubmin wird wohl nichts. Der Grund: Am letzten Freitag beschloss des dänische Energiekonzern Dong “den Rückzug von einer weiteren Teilnahme an den Untersuchungen für einen Kraftwerkbau in der Nähe von Greifswald.” Mit direkter Auswirkung auf die Schwabacher Stromversorgung.

Ein Verfechter von Photovoltaik-Gemeinschaftsanlagen: Der Schwabacher Biologielehrer und SPD-Stadtrat Dr. Gerhard Brunner  auf der Karl-Dehm-Schule
Foto: Heinz Wraneschitz

Denn die Stadtwerke (StW) der Goldschlägerstadt wollten sich an diesem 1.600-Megawatt-(MW-)Kraftwerk “Lubmin 3” beteiligen. StW-Geschäftsführer Winfried Klinger, hat “es am Freitag Abend erfahren. Wir waren natürlich auch überrascht von der Dong-Ankündigung. Für konkrete Konsequenzen ist es noch zu frisch”, doch seine Betroffenheit ist deutlich zu spüren.

Die StW wollten wie weitere fünf deutsche und drei österreichische Versorger Anteile an Lubmin kaufen. Dafür hatten sie sich über die WV Energie AG aus Frankfurt an der Planung für das Kohlekraftwerk beteiligt: WV ist 25,1-Prozent-Gesellschafter der Projektgesellschaft und “bündelt ca. 400 MW von Kommunalwerken”; Wilfried Klinger hatte deshalb auch nie direkten Kontakt zu Dong Energy, einem “integrierten Energiekonzern mit marktführender Stellung in Dänemark.”

Würde das Kraftwerk gebaut, flösse künftig etwa fünf MW Strom über Hochspannungsleitungen von der Ostsee nach Schwabach. Daraus wird wohl jetzt nichts, auch wenn “erst ein förmlicher Beschluss der Projektgesellschaft” das Ende der Planungen einleiten könne, wie WV-Mann Alexander Kartmann erläutert: Dessen Firma habe “auch erst am Freitag davon erfahren.”

Die SPD-Stadtratsfraktion freut sich über “das überraschende “Aus” für Lubmin” und nennt “den Ausstoß von neun Mio. Tonnen CO pro Jahr, die wirtschaftlichen Risiken und die Abhängigkeit von Import-Steinkohle” als Gründe. Zwar sei “Schwabach nun in der Frage der eigenständigeren Energieversorgung wieder auf den Stand von vor zwei Jahren zurückgeworfen. Wir hoffen, dass jetzt Mittel freigesetzt werden,  um mehr Strom aus regionalen und regenerativen Quellen zu erzeugen”, sagt Gerhard Brunner, der Stv. Fraktionssprecher.

Denn “ob man in der Größenordnung Kraftwerks-Ersatz finden kann, muss man erst mal schauen”, gibt auch StW-Chef Klinger zu. Seit 2007 beschäftige man sich mit dem Projekt, das seine Firma “unabhängiger vom Stromeinkauf von der Leipziger Strombörse machen” sollte: Dort wird bisher der meiste Elektrizität bestellt. “Von unserer Höchstlast 30 MW wollten wir einen 25%-Anteil, etwa acht MW selbst erzeugen”, den Großteil in Lubmin, rechnet Klinger vor.

Derweil feierten in Greifswald die Bürgerinitiativen (BI) bereits “den Sieg. Die minderwertige Kohle sollte aus Australien, Lateinamerika oder Afrika kommen. Dabei kommen zu uns die Touristen wegen der guten Luft”, hat BI-Sprecher Oskar Gulla ein paar Ablehnungsgründe sofort parat. Gegen das Kraftwerk hatten 32.000 Menschen unterschrieben und 9000 Einwendungen verfasst.
HEINZ WRANESCHITZ

Willi Harhammer

Related Posts

iKratos – Unternehmen des Jahres 2024

Photovoltaikanlage schlüsselfertig Schnaittach, Lauf und Leinburg

Photovoltaikanlage schlüsselfertig Betzenstein, Pegnitz und Gräfenberg

iKratos bietet Solaranlagenreinigungen an

No Comment

Schreibe einen Kommentar