Das Sonnenhaus von Langenzenn

Langenzenn/Wilhermsdorf – Bayerische Bauhandwerker innovativ:

Knapp 50 bayerische Baufirmen arbeiten im Verbund ProMassivhaus mit. Nun wird die Sonnenhaus-Idee aus der Schweiz auch in Mittelfranken verwirklicht.

Bis September will der Generalunternehmer das erste Sonnenhaus im Landkreis Fürth fertiggestellt haben. 


ProMassivhaus (PM) heißt eine “Initiative der Bayerischen Bauwirtschaft” mit knapp 50 Firmen aus dem ganzen Freistaat. Die mittelständischen Firmen bauen in Bayern das “Original Sonnenhaus”, eine Idee des Schweizers Josef Jenni. Ihr Motto: “Willkommen im Solarzeitalter!”
Ein Sonnenhaus, nur mit der Kraft der Sonne geheizt, ohne Öl, Gas oder Kohle: Wer wünscht sich das nicht, gerade in Zeiten explodierender Energiepreise?
In Langenzenn im Landkreis Fürth errichten Fritz Ruf und seine Mitarbeiter momentan ihr erstes Sonnenhaus nach Jennis Konzept. Es biete “höchsten Wohnkomfort mit geringsten Energiekosten”, so ein Prospekt. Rufs Baugeschäft aus Wilhermsdorf-Kirchfarrnbach ist Mitgliedsunternehmen von PM.
Die noch unverputzten Wände sind aus rotem Ziegel. “Eigentlich ein ganz normales Einfamilienhaus”, meint Fritz Ruf. An den Giebelseiten zumindest. Auf der Nordseite stutzt der Betrachter: Nur ein Fenster! Beim Blick von Süden wird klar, dass da etwas Besonderes entsteht: Große Glasflächen. Und ein 30 Quadratmeter großer Sonnenkollektor, der das halbe Süddach einnimmt.

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Das Sonnenhaus von Langenzenn / Foto: Heinz Wraneschitz bildtext.de

Innen fällt auf: keine Heizkörper unter den Fenstern. Je nach Zimmer sind in Wänden oder Fußböden Schläuche verlegt: “Flächenheizungen sind im Sonnenhaus Pflicht”, sagt Fritz Ruf, “sonst reicht die Vorlauftemperatur des Heizkreislaufs von 35° Celsius nicht aus.”
Die Wärme kommt aus einem 6.000 Liter oder sechs Kubikmeter großen Wasserspeicher: Der hebt die im Sommer vom großen Kollektor gesammelte Sonnenenergie für den Winter auf. Und diese Wärme soll möglichst lange ausreichen – deshalb der 35°-Vorlauf.
Für den Wärmespeicher im Langenzenner Sonnenhaus war die Höhe des Kellers zu niedrig: Deshalb wurde er eineinhalb Meter tief im Boden eingegraben. Danach mauerten die Handwerker den mit Wasser gefüllten Zylinder in Gänze absolut wärmegedämmt ein.
Den Namen “Original Sonnenhaus”: hat sich Josef Jenni schützen lassen. Der Schweizer bezog bereits 1989 sein eigenes “100%-Sonnenenergiehaus.” Später baute er ein Netzwerk auf, das sich schnell über die eidgenössischen Grenzen nach Deutschland spann.
Im Straubinger Architekten Georg Dasch fand Jenni einen Partner, der seine Ideen gerade in Bayern engagiert vorantrieb. Im Jahre 2002 setzte Dasch mit dem Naturpark-Informationshaus des Bayerischen-Wald-Vereins ein deutliches Zeichen: Ein Sonnenhaus als öffentlicher Bau mit knapp 700 qm beheizter Fläche. 2004 gründete Dasch schließlich das Sonnenhaus-Institut in Straubing: Dort erfahren interessierte Fachleute und Laien alles über Heizung, Architektur und Solartechnik dieser Häuserart.
Für Sonnenhäuser gilt nicht nur: “Ausschließlich die Sonne und Holz aus dem Wald für die Beheizung.” Auch bestimmte Komponenten sind vorgeschrieben, vom steil geneigten Süddach bis zum Sonnenkollektor-Typ. Dazu das wichtigste Teil: Der Wärmespeicher. Der kommt direkt von Jenni aus der Schweiz.
Die Baufirmen von ProMassivhaus (PM) ließen sich von Dasch und Co beraten, wurden bald in den Kreis der Sonnenhaus-Bauer aufgenommen. Den im “normalen” PM-Konzept verwendeten Tonziegel mit Vulkangesteinskern haben Jenni und Dasch als “neu entwickelte Leichtziegel mit Perlitefüllung” ausdrücklich als Wandbaustoff für Sonnenhäuser zugelassen. “Zirka fünf davon haben PM-Firmen inzwischen in Bayern gebaut”, erzählt Fritz Ruf.
Deren Gestaltung ist individuell. Das entstehende Langenzenner Exemplar stammt aus der Feder von Baumeister Ruf, nach Wünschen der Bauherren. “Ich baue schlüsselfertig” ist Rufs Devise, denn “es muss alles zusammenpassen”, vom Ziegel-Perlite-Mauerwerk über Fenster mit niedrigem Verlustwert bis zum Schwedenofen mit Wärmetauscher.
Der Holzofen muss herhalten, wenn die Temperatur der im großen Speicher eingefangenen Sonnenenergie unter 35° C sinkt. “Vier bis fünf Ster” rechnet Ruf für die Restbeheizung des 125-m²-Hauses; das entspreche dem “Energiebedarf von jährlich zirka 20 kWh/m².” Ein neutraler Energiefachmann hat die Kalkulation bestätigt. Als Grund für dieses “externe Energiegutachten” nennt Fritz Ruf “den Energiepass. Den lassen wir seit zwei Jahren für jedes unserer Häuser erstellen”.
20 kWh/m² – das entspricht zwei Litern Öl oder zwei Kubikmetern Gas pro Quadratmeter und Jahr: Das so genannte EnEV-Haus, der gesetzliche Standard beim Neubau, benötigt knapp die vierfache Energiemenge! Dazu setzt das Sonnenhaus auf nachwachsendes Holz für die Restwärme: “Das ganze Energiekonzept nachhaltig”, ist Ruf überzeugt.
Für sein erstes Original Sonnenhaus ließ Ruf die gesamte Heizungstechnik noch von einem Haustechniker planen und installieren: Der war vom erfahrenen Architekten Georg Dasch empfohlen worden. Bei den anderen Gewerken – ob Fenster, Dach oder Elektrik – vertraut der Kirchfarrnbacher auf Firmen aus der Gegend.
Bis September will Generalunternehmer Ruf das erste Sonnenhaus im Landkreis Fürth fertiggestellt haben. Im folgenden Winter werden die Eigentümer erleben, was der Slogan bedeutet: “Willkommen im Solarzeitalter!”

Willi Harhammer

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