dena warnt vor fehlenden effizienten Kraftwerken

Versorgungssicherheit, konkurrenzfähige Strompreise und Klimaschutz nur mit effizienten Kohle- und Erdgaskraftwerken möglich.

Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) hält den zusätzlichen Bau von effizienten Kohle- und Erdgaskraftwerken mit einer Leistung von knapp 12.000 Megawatt bis im Jahr 2020 für dringend erforderlich. Das entspricht etwa 15 Großkraftwerken. Die derzeit gesicherten Kraftwerksplanungen reichen nicht aus, um in Zukunft die Stromnachfrage zu Höchstlastzeiten preiswert, sicher und klimaschonend zu decken. Verzögerungen in der Planung und beim Bau drohen die Lage zu verschärfen. Wird die Erneuerung der Stromproduktion aus Kohle und Erdgas nicht forciert, werden alte und ineffiziente fossile Kraftwerke mit deutlich höherem CO-Ausstoß länger in Betrieb bleiben. Das würde zu höheren Strompreise führen und die Klimabilanz belasten.

“Wir haben keine Stromlücke, sondern eine Effizienzlücke. Der Strom wird teurer und schmutziger, wenn der Bau effizienter Kohle- und Erdgaskraftwerke nicht vorangetrieben wird”, sagte dena-Geschäftsführer Stephan Kohler heute vor über 250 Experten aus Politik und Energiewirtschaft auf der Konferenz “Kraftwerke und Netze für eine nachhaltige Energieversorgung” in Berlin. Der Ausbau der erneuerbaren Energien müsse mit gesicherter Leistung aus effizienten und flexiblen Kohle- und Erdgaskraftwerken gekoppelt werden. “Wer Klimaschutz und Erneuerbare will, muss auch über die Erneuerung des Kraftwerksparks sprechen. Denn Versorgungssicherheit ist für ein Industrieland wie Deutschland auch dann erforderlich, wenn die Sonne nicht scheint und Windstille herrscht. Die Herausforderung liegt darin, das Gesamtsystem möglichst effizient zu optimieren.”

Den Bedarf an zusätzlicher Kraftwerksleistung hat die dena in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München in dem Gutachten “Kraftwerks- und Netzplanung in Deutschland” berechnet. Demnach wächst das Defizit an gesicherter Kraftwerksleistung im Verhältnis zur Jahreshöchstlast bis im Jahr 2020 auf 11.700 Megawatt – vorausgesetzt es gelingt bis dahin, den Stromverbrauch um 8 Prozent zu reduzieren und den Anteil der erneuerbaren Energien und der Kraft-Wärme-Kopplung an der Stromversorgung, wie von der Bundesregierung geplant, auf 30 beziehungsweise 25 Prozent zu steigern.

“Werden diese ambitionierten Ziele nicht erreicht, wird das Leistungsdefizit noch größer ausfallen”, mahnte Kohler. Gerade beim Stromverbrauch weise der Trend noch immer in die falsche Richtung. Selbst das Öko-Institut kommt in einem Gutachten für den Rat für Nachhaltige Entwicklung zu dem Ergebnis, dass der Stromverbrauch bis 2020 nur um 6 Prozent reduziert wird. Andere Szenarien gehen sogar davon aus, dass der Stromverbrauch bis 2020 weiter steigt oder allenfalls geringfügig sinkt.

Das Ergebnis des dena-Gutachtens wird oft unter dem irreführenden Schlagwort “Stromlücke” diskutiert. Dabei geht es nicht darum, dass in Deutschland im Jahr 2020 die Lichter ausgehen, sondern dass zu Höchstlastzeiten in Deutschland nicht genügend effiziente und gesicherte Kraftwerksleistung zur Verfügung steht. Das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln geht in einem Gutachten für das Bundeswirtschaftsministerium sogar davon aus, dass bereits abgeschaltete fossile Kraftwerke wieder in Betrieb genommen werden müssen, um ein Leistungsdefizit zu vermeiden. Kohler: “Klimapolitisch ist dieses Szenario ein Horror. Und auch volkswirtschaftlich wäre es eine Belastung, die jeder Bürger und jeder Betrieb über seine Stromrechnung zu spüren bekommen würde.”

Die dena fordert auch, den Ausbau des Höchstspannungsnetzes zu beschleunigen, damit der Windstrom von den geplanten Offshore-Anlagen in Nord- und Ostsee zu den Verbrauchszentren im Süden und Westen Deutschlands geleitet werden kann. Laut dena-Netzstudie I müssen bis im Jahr 2015 neben der Optimierung der bestehenden Trassen neue Höchstspannungsleitungen mit einer Länge von insgesamt 850 Kilometern gebaut werden. Um die schwankende Leistung aus Windkraftanlagen effizient nutzen zu können, ist außerdem die Nutzung beziehungsweise Integration von vorhandenen und neuen Energiespeichern in das Versorgungssystem erforderlich. Eine intelligente Steuerung des Stromsystems soll schließlich dafür sorgen, Verbrauch und Erzeugung besser aufeinander abzustimmen.

“Die Energieversorgung ist ein komplexes System. Wer sie fit für die Zukunft machen will, muss auch systematisch denken und handeln”, betonte Kohler. So sei es in einigen Fällen scheinheilig, den Klimaschutz auf lokaler Ebene als Argument gegen den Bau einzelner Kraftwerke und Leitungen anzuführen. “Jede Veränderung bringt Interessenkonflikte mit sich. Wir müssen als Gesellschaft entscheiden, wo unsere Prioritäten sind. Ohne einen breiten Konsens können wir weder das Klima schützen noch für bezahlbare Strompreise sorgen, die auch Arbeitsplätze garantieren.”

Das dena-Gutachten “Kraftwerks- und Netzplanung in Deutschland” steht im Internet unter: www.dena.de/kraftwerke

Willi Harhammer

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