Die Energie kommt von oben

Die Energie kommt von oben
05.08.2010 von Alexander Kappen
Dieses Haus erzeugt seinen Energiebedarf selbst: In Moosburg entsteht das erste Sonnenhaus der Stadt. Die Wärme kann über mehrere Wochen gespeichert werden. Das Faszinierende sei, “dass es eigentlich ein herkömmliches Ziegelhaus ist, nur mit einer bisschen höheren Dämmung”, sagt Bernd Kerscher vom gleichnamigen Freisinger Planungsbüro. “Es ist so ähnlich wie ein Niedrigenergie-Einfamilienhaus.” Dennoch ist das Haus, das derzeit in Moosburg entsteht, etwas Besonderes. Es ist das erste echte Sonnenhaus der Stadt, ein weitgehend solar beheiztes, flexibles Zweigenerationenhaus, wie es wohl im Landkreis bisher kein vergleichbares gibt. “Ein steil nach Süden geneigtes Solardach und ein großer, im Wohnbereich integrierter Wassertank sind die prägenden Merkmale der Sonnenhaus-Architektur und Symbole für eine weitgehend unabhängige Energieversorgung.” So steht es im Baukonzept des Vereins Sonnenhaus-Institut, an das sich Bernd Kerscher bei seiner Planung weitgehend gehalten hat. Die in den Sonnenkollektoren gewonnene Wärme wird in den großen Pufferspeicher mit integrierten Wärmetauschern übertragen und kann dort mehrere Tage oder Wochen gespeichert werden. Um 50 bis 80 Prozent des Wärmebedarfs eines gut gedämmten Einfamilienhauses zu decken, benötigt man eine Sonnenkollektoren-Fläche von 30 bis 70 Quadratmetern sowie einen Wärmepufferspeicher mit 150 bis 250 Litern Fassungsvermögen pro Quadratmeter Kollektorfläche. Der ins Treppenhaus integrierte Pufferspeicher im Moosburger Sonnenhaus, der vom Keller bis ins Dachgeschoss ragt, fasst 14.200 Liter Wasser, die Kollektorfläche beträgt 64 Quadratmeter und wird auf einem Dach mit einer Neigung von 67 Grad montiert. Gesprächsbedarf gab es bei der Entwurfsvorbereitung wegen der nötigen Südausrichtung des Sonnenhauses. Es steht schräg im Grundstück und reiht sich damit nicht in die Anordnung der benachbarten Gebäude ein. Nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches muss sich in einem Gebiet ohne Bebauungsplan ein Bauvorhaben “nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen”. Das Landratsamt bestätigte jedoch auf Rückfrage die Ansicht des Planers, wonach “die Drehung mit Art und Maß im Sinne von Paragraf 34 nichts zu tun hat”. Grünes Licht gab es auch vom Moosburger Bauausschuss, bei dem der Planer mit seinem Konzept “offene Türen einrannte”, wie er sagt. Der städtische Bauamtsleiter Reinhard Dick habe das Haus gar als “Bereicherung für Moosburg” bezeichnet.
Viele Gespräche führte Kerscher, der bei der Planung seines ersten Sonnenhauses eng mit der Moosburger Energieagentur Berghammer und Penzkofer zusammenarbeitete, nicht nur mit Lokalpolitikern und Behördenvertretern. Auch bauliche Detailfragen galt es in diversen Diskussionen zu klären. “Das ist eben keine Standardgeschichte, bei der zum Beispiel jeder Installateur automatisch weiß, was er zu tun hat.” Mal überzeugte der Planer den Hersteller des Heizungscomputers, sein Programm ein wenig zu ändern, um den Einsatz von acht statt sechs Temperaturfühlern im Pufferspeicher zu ermöglichen; mal überzeugte der Bauherr den Planer, dass er in der Verlängerung des 67-Grad-Daches auf der Südseite “keine Stützen auf der Terrasse haben möchte” – der Balkon wird deshalb an Stahlseilen aufgehängt, auch um Kältebrücken von außen nach innen zu vermeiden. Auch in der Frage, auf welche Art “zugeheizt” werden soll, wenn die Sonne einmal nicht genügend Wärme liefert, setzte sich der Bauherr durch. Er entschied sich für einen Holzscheitofen im Wohnzimmer. Kerscher hatte für eine automatische Pelletheizung plädiert. “Wenn man am Holzscheitofen ein bis zwei Stunden einschürt, reicht das zwar für zwei, drei Tage”, sagt der Planer, “aber im Prinzip sollte man immer da sein, um nach der Heizung zu schauen”. Letztlich habe man durch die vielen Diskussionen und Kompromisse das Sonnenhaus stetig weiterentwickelt – zu einem Endprodukt, das in seinen Augen viele Vorteile etwa im Vergleich zu einem Passivhaus aufweise. So benötige man – anders als beim Passivhaus – zur Dämmung an den Außenwänden keine 30 Zentimeter dicke Styroporschicht, die zur Abwehr von Algen noch dazu mit einer giftigen Fungizid-Farbe gestrichen werden müsse. “Außerdem funktioniert das Haus ohne stromfressende Wärmepumpe sowie aufwändige Lüftungs- und Wärmerückgewinnungsanlagen”, sagt Kerscher. Das Sonnenhaus, mit 49 Zentimeter dicken Ziegeln ohne Zusatzstoffe errichtet, “soll möglichst einfach sein; zusätzliche Technik und Kosten werden dadurch vermieden”. Quelle: www.sueddeutsche.de

Willi Harhammer

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