Klimawandel – Anpassung an neue Risiken

Mehr Stürme, unvorhersehbare Wetterlagen und steigende Temperaturen – der Klimawandel schafft neue Risiken. Martin Gansneder vom Allianz Kompetenzzentrum für Klimawandel erklärt, wie Individuen und Unternehmen vorsorgen können.

Worin besteht die Aufgabe des Kompetenzzentrums für Klimawandel der Allianz?

Martin Gansneder: Wir entwickeln Strategien für die verschiedenen Allianz Märkte und beraten die Geschäftsbereiche, welche grünen Produkte sie ihren Kunden anbieten könnten. Dabei konzentrieren wir uns auf die Themen Energieeffizienz, Anpassung an den Klimawandel, Kohlendioxid-Emissionen und Emissionsrechtehandel. Je nach Markt gibt es verschiedene Optionen. So lassen sich beispielsweise Versicherungen mit Bankprodukten und Vermögensverwaltungsangeboten kombinieren.
Wir betrachten auch die Bedürfnisse unserer Kunden und konzipieren Produkte für deren Probleme: Befürchten sie etwa steigende Energiekosten? Oder haben sie Angst vor Schäden, die mit herkömmlichen Produkten nicht abgesichert werden können? Auch hier wollen wir helfen, dass für jedes Problem der richtige Lösungsansatz gefunden wird.

Warum sollte sich eine Versicherungsgesellschaft mit der Anpassung an den Klimawandel befassen?

Gansneder: Weil wir über höhere Schadensmeldungen direkt betroffen sind, besonders im Bereich Sachversicherung. Außerdem verteilen sich die Schadensfälle ungleichmäßiger. Wir könnten natürlich einfach neue Klauseln in unsere Policen aufnehmen und die Preisgestaltung anpassen, aber dann könnten sich etliche Kunden die Versicherung nicht mehr leisten. Es ist also in unserem eigenen Interesse, Kunden zu helfen, sich an den Klimawandel anzupassen, extrem hohe Schäden zu vermeiden und möglichst sogar dazu beizutragen, den Klimawandel abzuschwächen.

Wie können Sie Kunden helfen, den Klimawandel abzuschwächen und abzufedern?

Gansneder: Zunächst einmal kann man Energie effizienter nutzen, damit Geld sparen und gleichzeitig die Umwelt schonen, weil weniger Kohlendioxyd emittiert wird. Dabei können wir helfen. In Deutschland bietet die Allianz das Energy-ID-Programm an, das mit Beratungs- und Finanzierungsangeboten die Energieeffizienz von Wohn- und Geschäftsräumen verbessern will.
Wir fördern auch die Anpassung an den Klimawandel. Die übliche Versicherung gegen Sturmschäden versichert zwar gegen bestimmte Folgen des Klimawandels, aber man kann sie beim besten Willen nicht als Produkt gegen den Klimawandel bezeichnen. Wir müssen darüber hinausgehen und neue Risiken einbeziehen, etwa die veränderten Wetterbedingungen. Viele Kunden erleben ein Jahr mit einem sehr milden Winter, und im Jahr darauf wird es eisig kalt. Mit Wetterderivaten können wir sie vor diesen Wetterkapriolen schützen.
Und schließlich erstreckt sich unsere Beratung auf den Emissionsrechtehandel für die Kohlendioxid-Menge, die sich nicht weiter reduzieren lässt. Das Produkt ECOmotion beispielsweise betrifft die Verrechnung von Autoabgasen. Wir versichern solche Verrechnungen auch. Mit Allianz Global Corporate and Specialty bieten wir eine Sachversicherung an, die unter anderem Betriebsunterbrechungen abdeckt sowie Einnahmeausfälle durch fehlende Kohlendioxid-Zertifikate nach dem Kyoto-Protokoll.

Das hört sich kompliziert an. Könnten Sie uns ein Beispiel nennen?

Gansneder: Nehmen wir einen Kunden, der in Indien eine Windkraftanlage betreibt und eine Versicherungspolice kauft, die ihn gegen technische Probleme absichert. Wir können ihm Ausgleichszahlungen für Preisschwankungen bei Kohlendioxid-Zertifikaten anbieten und ihn gegen den Fall absichern, dass eine Turbine ausfällt und er deswegen weniger Zertifikate verkaufen kann.
Selbst wenn diese Zertifikate nur für zehn Prozent seiner Gesamteinnahmen ausmachen, können sie für den Geschäftsplan entscheidend sein. Geldgeber investieren häufig nur in ein Projekt aufgrund der Zusatzeinnahmen aus den Zertifikaten, die für jede Kilowattstunde erneuerbarer Energie verkauft werden dürfen. Wenn ein Investor eine Versicherung abschließen kann, die ihn vor Verlusten in diesem Zusatzgeschäft schützt, kann er viel leichter Geld für neue Projekte einwerben. Die Versicherung sorgt auf diese Weise dafür, dass mehr erneuerbare Energie produziert wird.

Die Allianz bietet außerdem Wetterderivate an. Was hat es damit auf sich?

Gansneder: Normalerweise nutzt man Derivate für Risiken mit hoher Wahrscheinlichkeit und niedrigen Verlusten. Versicherungen hingegen schützen vor Risiken, die selten auftreten, aber gravierende Folgen haben, wie zum Beispiel der Verlust des gesamten Besitzes.
Wetterderivate sichern unsere Kunden gegen bestimmte Auswirkungen des Klimawandels ab. Unsere Kollegen in Russland arbeiten an einem Derivat für Landwirte, mit dem sie sich anhand eines Wetterindex” gegen Ernteausfälle durch schwere Regenfälle oder Hagel versichern können. Mit einem solchen Wetterderivat können die Landwirte dann einen Kredit aufnehmen, weil künftige Ernten als Sicherheit dienen. Sie können Saatgut und Maschinen auf Kredit kaufen, weil der Kreditgeber sich auf deren Zahlungsfähigkeit verlassen kann.

Diese neuen Produkte sind interessant. Aber Sie beraten auch bei herkömmlichen Versicherungen. Was können Sie in diesen Geschäftsfeldern anbieten?

Gansneder: Wir suchen für bestehende Produkte neue Märkte. Wir wollen beispielsweise die ECOmotion-Versicherung vom deutschen Markt für Fireman”s Fund auf den US-Markt übertragen. Dafür versorgen wir Fireman”s Fund mit allen Informationen, die die Allianz in Deutschland gesammelt hat, und unterstützen bei der Implementierung, damit diese sehr zügig abgewickelt werden kann und das Rad nicht noch einmal erfunden werden muss. Und im Gegenzug arbeiten wir daran, die Versicherung für ökologische Gebäude, die Fireman”s Fund entwickelt hat, in andere Märkte zu transferieren.
Klar, die Märkte sind schon sehr verschieden. Eine grüne Kfz-Versicherung, die Kunden gebrauchte Ersatzteile anbietet, kommt in Großbritannien gut an, aber in Deutschland ist sie eine heikle Angelegenheit, weil die Menschen mit dieser Vorstellung nicht vertraut sind.
Ich würde mich sehr freuen, wenn mehr Unternehmen der Allianz Klima- und Öko-Produkte übernehmen würden. Grüne Produkte sind natürlich zunächst keine Massenprodukte, aber sie rechnen sich und wir können unseren Kunden helfen, ihre Emissionen zu reduzieren und so dazu beitragen, dass die Temperatur global weniger stark ansteigt.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen oben rechts zur Verfügung gestellt wird.

Willi Harhammer

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